Im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt

  • Kalt gewordene Asche wurde unbeachtet aus einem heruntergelassenen Fenster einer fahrenden Limousine heraus beförderte. Die Asche zischte noch ein letztes Mal auf ehe sie ihr Dasein auf der nassen Straße beendete. Zigarettenrauch war die Antwort auf dieses scheinbar unwichtige Ereignis. Der Verursacher des Vorfalls rauchte tief in Gedanken versunken auf dem Rücksitz des Gefährts seine Zigarette und ließ entspannt die Pressekonferenz Review passieren. Eigentlich wollte der amtierende Commissioner kürzer treten und mehr Zeit für sein Privatleben aufbringen, doch der aktuelle Auftrag des Gouverneurs machte ihm erneut einen Strich durch die Rechnung. Wieder mal bereute er es, den ihm empfohlene Ruhestand nicht genommen zu haben, als sein FBI einst aufgelöst wurde. Doch zu der Zeit war er noch nicht bereit gewesen. Statt zu gehen hatte er seine Informationen benutzt um den ehemaligen Gouverneur zu erpressen um den Posten bei Homeland zu bekommen.


    Achtlos flog die Zigarette aus dem Fenster ehe es geschlossen wurde. Einzelne Regentropfen hatten unbemerkt kleine spuren auf dem Leder der innenverkleidung der Tür hinterlassen. Das Gefährt verließ die Straße und hielt vor einer sich automatisch öffnenden Einfahrt. Nachdem das Tor wie von Geisterhand geöffnet wurde, fuhr das Fahrzeug auf den Parkplatz vor dem Haus. Robert Delman verabschiedete sich von dem Fahrer und nahm seinen Aktenkoffer, ehe er das Auto durch die Tür verließ.


    Das Haus vor ihm lag im Dunkeln. Robert seufzte leise und ging zum Eingang. Ein kleiner Teil von ihm hatte wohl gehofft Licht zu erblicken. Lange war es her gewesen, dass er zum letzten Mal Gefühle vernommen hatte. Zugegeben die Hochzeit war nicht unbedingt ein Fall für die Bunte, aber er hatte es schließlich doch irgendwie ernst mit ihr gemeint. Immerhin hatte er sie vor einem Aufschneider gerettet, irgendwie ja doch ritterlich von ihm. Unter dem Aspekt könnte man dem erzwungenem Ja-Wort ja fast die brisanz nehmen. Robert drückte seinen Schlüssel in das Schlüsselloch der Haustür und sperrte auf. Nach einem druck seiner Hand auf den Lichtschalter, wurde der noch nicht eingerichtete Flur beleuchtet.


    Eigentlich wollte er das Haus mit seiner Frau gemeinsam einrichten, doch irgendwie waren sie noch nicht dazu gekommen. Er hatte provisorisch einige Möbel reinstellen lassen um zumindest etwas die Möglichkeit zu haben, sich wohl zu fühlen. Gewiss er hätte auch seine Wohnung nahe der Arbeit nutzen können, diese war an Komfort und Eleganz wenig zu überbieten, doch er hatte versprochen sich zu bemühen, also kam er jeden Abend hier her. Irgendwo hoffte er, dass sie es ihm bald gleichtun würde. Eventuell mochte er sie ja doch mehr als er bereit war zuzugeben.


    Robert würde etwas zum Essen kochen und ihr dann einfach eine Nachricht schreiben, entweder nahm sie das Angebot an oder ließ es bleiben. Einen Robert Delman am Herd wäre für viele sicher ein Anblick wert.

    Robert Delman


    Robert of Waringham


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    Nur weil man glaubt schießen zu können, kann man noch nicht schießen. Um schießen zu können muss man auch schießen können!

  • Leicht berauscht lies Sarah Agadi den Blick durch ihre kleine Bar streifen. Alle Gäste waren versorgt und sogar die üblichen Problemkinder schienen sich zur Abwechslung mal zu benehmen. Sie wollte gerade ein paar an der Theke stehengelassene Gläser einsammeln, als sie ihr Handy, das neben der Kasse lag, aufleuchten sah.


    Neugierig las sie die Nachricht und erstarrte. Sie las die Nachricht noch ein Mal.
    Sarah ging ein paar Schritte zum nächsten Regal, schnappte sich ein Glas und goss sich Whiskey ein. Sie bemerkte den ersten Shot kaum.
    Auch den Zweiten kippte sie hinunter. Sie las erneut die Sms.
    "Heeeeey, ich will n' Whiskey!" wiederholte einer der Stammgäste zunehmends genervt.
    "Die Barkeeperin braucht gerade eine Rauchpause." sagte Sarah nicht nur ein bisschen genervt und drückte dem Kerl im Vorbeigehen die Flasche in die Hand. Sie gab ihrem Barkeeper ein Zeichen, dass sie gleich zurück sein würde und schlenderte zur Tür.
    Draußen angekommen zündete sie sich eine Zigarette an und ging zum kleinen Privatparkplatz nebenan.


    Sie hielt das Handy in der locker herunterhängenden Hand, während sie nachdachte und an der Zigarette zog. Sie rauchte die Zigarette bis zum Filter hinunter.
    Mit leicht zittrigen Fingern holte sie eine zweite Zigarette aus der Tasche.
    "FUCK! Was mache ich denn jetzt?" dachte sie sich. Sie zündete die dritte Zigarette an und begann zu schreiben:


    Kannst du sowas nicht früher ankündigen, ich meine ich habe nun mal eine Arbeit bei der man tatsächlich


    "Nein, nein. Der Plan ihm noch ein wenig aus dem Weg zu gehen wird jetzt nicht mehr funktionieren!" dachte sie und löschte das Geschriebene, ohne es abzusenden.


    Okay, aber wenn du mich einfach nur ins Bett kriegen willst dann schlag dir das aus deinem fu


    Ich bin gleich da und bringe Spaß mit


    Aber nur wenn wir nicht über das reden, was du mich gestern gefragt hast


    Liebend gerne, das ist längst


    Es tut mir sehr Leid absagen zu müssen, aber keiner meiner Barkeeper ist heute zur Arbeit erschienen, daher


    Nur wegen dem Lunchpaket gestern, musst du das echt nicht


    Sie tippte keine Nachricht zu Ende, bevor sie sie löschte.


    "GOTTVERDAMMTE SCHEISSE!" rief sie. "Was zum Teufel soll ich machen? Oder besser gesagt, was will ich machen?"


    Sie starrte auf ihr Handy. Sie hatte bereits die nächste Nachricht begonnen, war aber nur bis "Okay" gekommen. Unschlüssig wollte sie das Handy in die andere Hand nehmen, um noch eine Zigarette aus ihrer Tasche zu holen und kam auf den Absenden-Knopf.


    Entgeistert, vergas sie völlig ihre Absicht noch mehr zu rauchen und starrte ihr Display an.


    "OH MEIN FUCKING GOTT, während ich wie ein Idiot auf mein scheiß Display starre, denkt er ich kann nur Ein-Wort-Antworten geben!"


    Schnell tippte sie "Bin in einer Stunde oder so da" und schickte es ab.



    Anderthalb Stunden später stand sie vor seinem- ihrem- Zuhause. Sie versuchte im Licht der Straßenlaterne ihre Reflexion im -nennen wir es staubigen- Taschenspiegel zu erhaschen.
    Sie hatte sich für ihr Standardoutfit entschieden, welches aus einem hellen Tanktop, einem dunkelblauen Rock, blitzgemusterten Strumpfhosen und einer schwarzen Fake-Lederjacke bestand.
    Ursprünglich wollte sie das anliegende blaue T-Shirt anziehen, aber dann ist ihr eingefallen, dass es das Outfit war, das Robert gefallen hatte. Wenn man "Darling, sind deine Brüste größer geworden?" denn so positiv interpretieren konnte.
    Als ihr das eingefallen war, konnte sie unmöglich dieses Outfit wählen. "Als ob ich irgendwas tun würde, nur um einem Kerl zu gefallen!" dachte sie stur, bereute aber insgeheim die Entscheidung, da sie nachdem sie ihre Jacke ausziehen würde nun weniger anhätte, als beim abgelehnten Outfit.
    Sie versuchte noch ein Mal ihre Haare zu richten, was diese nur noch mehr zerzause. Seufzend steckte sie das Spieglein weg.


    Es drang Licht aus den Fenstern und mit Erstaunen bemerkte Sarah Agadi, dass das Haus Vorhänge hatte. "Wann ist das passiert?"
    Sie ging vor die Tür und zögerte. "Was zum fucking Teufel mache ich, wenn er mich noch einmal bittet, seinen Nachnamen anzunehmen?"
    Sie streckte eine zittrige Hand nach der Türklingel und betätigte diese, vielleicht auch um nicht weiter nachdenken zu können.


    "Mist! Wieso klingle ich eigentlich in meinem fucking eigenen Haus?!"

  • Wer hätte wohl gedacht, dass ein Herr Delman auch entspannt aussehen konnte. Die Einladung an seine Ehefrau war raus und irgendwas sagte ihm., dass sie letztlich nicht ablehnen würde. Zu oft hatte sie tatsächlich um diese Ehe gekämpft, oder sagen wir auf ihre weise immer wieder verdeutlicht, dass sie dem ganzen nicht ganz abgeneigt war. Das Jackett hing über einem Stuhl, die Krawatte daneben, er hatte seinen obersten Knopf des weißen Hemdes geöffnet und das Handy locker in der Hinteren Hosentasche stecken. Die Zigaretten lagen auf der Anrichte in der offenen Küche, welche an das Esszimmer nahtlos anschließt. Robert hatte sich ein Küchentuch über die Schulter geworfen und mit der Vorbereitung fürs Abendessen begonnen.


    Er wusste nicht mal warum er tatsächlich so etwas wie gute Laune verspürte. Eigentlich schaffte es diese Frau immer wieder ihn zum detonieren zu bringen. Gerade er, der über Gefühle erhaben schien, konnte seine Emotionen bei dieser Frau einfach nicht zügeln. Im guten wie im schlechten. Geschickt tanzte das Messer durch das Fleisch und verarbeitete es gekonnt. Zwiebeln und Paprika folgten und begannen schmackhaft zu braten.


    Als es klingelte hob er irritiert die Augenbrauen, seine Frau konnte es nicht sein, sie hatte ja einen Schlüssel. Sofort verflog die entspannte Stimmung und er begab sich zum Esstisch auf dem immer noch seine Marke und die Dienstwaffe lag. Ohne weiter nachzudenken löste er die Pistole aus dem Leder und lud sie durch. Robert begab sich zur Eingangstür und öffnete diese einen Spalt, die Pistole mit einer Hand hinter dem Rücken, bereit loszuschlagen wenn nötig.


    Als seine Augen sich an die Szene gewöhnt hatten huschte ein amüsiertes Lächeln auf seine Lippen. Ohne ein Wort zu sprechen musterte er die Frau, welche vom Lampenschein der Straßenlaterne beleuchtet wurde. Seine Augen nicht den ihren lösend, ging er einen Schritt zurück und ließ sie herein kommen. Die Pistole wanderte in den Bund seiner Hose am Rücken. Er wollte vermeiden, dass sie die Waffe zu Gesicht bekam. Es wäre ungünstig den Abend gleich mit einem Streitthema zu beginnen.


    Seine Hände landeten in den Hosentaschen seiner Anzughose, der Kopf leicht schief gelegt konnte er den Blick nicht von ihr lassen. Selbst sein lächeln schien echt. “Guten Abend Darling,” kam er sanft von ihm. Sanfter als er es eigentlich geplant hatte. “Kommst du herein?”

    Robert Delman


    Robert of Waringham


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    Nur weil man glaubt schießen zu können, kann man noch nicht schießen. Um schießen zu können muss man auch schießen können!

  • Langsam öffnete sich die Tür zu ihrem, noch sehr fremden, Zuhause. Im Türrahmen stand Robert.
    Sarah musterte ihren Mann und erwischte sich beim Gedanken, dass ihr diese legere Version Roberts gut gefiel. Sie lächelte ein wenig unsicher und ging hinein.
    "Ich meine mich zu erinnern, dass wir uns vor einer Weile auf Wein geeinigt haben." sagte sie und drückte ihm die Rotweinflasche in die Hand.


    Sie zog ihre Schuhe und ihre Jacke aus und legte diese achtlos auf ihre Schuhe, nachdem es im Flur keine andere Ablagefläche gab.


    Als sie die Räumlichkeiten betreten wollte, blieb sie erstaunt stehen: "Wann hast du denn mit dem Einrichten begonnen?"
    Sie wollte wütend sein, doch scheiterte daran vergeblich. Man sah ihr schlechtes Gewissen daran, wie sie auf ihrer Unterlippe kaute. "Hast du das alles... alleine gemacht?" Sie wandte sich zu Robert und sah ihn an.

  • Robert sah ihr nach und verzog die Lippen zu einer Grimasse, aus dem sanftem Lächeln welches man fast als verschlagen hätte deuten können, wurde ein feiner strich als er seine Lippen aufeinander presste. Es war ja so klar, dass sie direkt wieder darauf rumhacken musste, dass er die alte Vereinbarung vergessen hatte. Es war immer das selbe mit ihr, sie konnte einfach nicht aufhören an ihm herum zu mäkeln. So schnell wie die Gefühlsregung gekommen war, so schnell verschwand sie auch schon wieder. Er hatte einen kleinen Moment gebraucht um letztlich wieder seine Maske zu tragen.


    Robert nahm ihr die Flasche ab und griff in einer Schublade nach einem Korkenzieher. Geschickt tausche er den Platz des Werkzeugs mit seiner Pistole in der Schublade und machte sie geschwind wieder zu. „Verzeih aber Weingläser haben wir noch nicht, ich hoffe normale tun es auch.“ Gesagt, getan - befühlte er zwei einfache Gläser mit dem alkoholischen Getränk. Er reichte ihr eines und sah sich dann um. „Naja viel ist es noch nicht. Ich habe ein paar Dinge besorgen lassen aber zu mehr kam ich noch nicht. Im Schlafzimmer,“ er stockte und sah sie an ehe er fortfuhr; „
    Keine Sorge es gibt zwei. Da ein Kinderzimmer ja ausfällt habe ich jenes in Beschlag genommen. Jedenfalls ist da erst eine Matratze auf dem Boden. Ist immer noch bequemer als der Bürostuhl im PD.“


    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stellte er sein Glas ab und begab sich wieder an die Pfanne. Irgendwie war die Situation merkwürdig. Jeden Augenblick musste es wieder los gehen. Sie würde den Rekord in den meisten Schimpfwörtern zwischen zwei Atemzügen halten und er würde wieder verzweifelt um sich schreien. Eine Ehe musste was wunderbares sein.

    Robert Delman


    Robert of Waringham


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    Nur weil man glaubt schießen zu können, kann man noch nicht schießen. Um schießen zu können muss man auch schießen können!

  • Sarah sah, wie sich seine Mimik veränderte und überlegte fieberhaft. Was zum Teufel habe ich Falsches gesagt? Eben war er doch noch gut drauf?
    "Ist schon okay, ich hätte welche mitbringen sollen." antwortete sie abwesend, während sie ihn beobachtete.
    Es wäre perfekt, wenn noch ein Knopf seines Hemdes offen wäre. Seine nächsten Worte brachten ihre Konzentration wieder zum Gespräch zurück.
    "Ehm...." sagte sie, während sie schnell nachdachte, was sie darauf nur sagen konnte.
    Sie beobachtete ihn während er zur Küche ging und dachte: Warum ist er so taktlos? Was sagt man zu so etwas? Es tut mir Leid, dass du auf dem Boden schläfst? Wir sind praktisch Fremde, wie kannst du erwarten, dass wir einfach zusammen wohnen und miteinander... schlafen?
    Doch keiner dieser Sätze fühlte sich richtig an. Los, jetzt sag ihm was Nettes!
    "Also..." sie nahm einen tiefen Atemzug und sprudelte los: "... als du sagtest, du könntest kochen, habe ich das nicht ganz ernst genommen. Aber jetzt riecht es hier echt gut nach... Paprika!"
    Sie schritt durch den Raum und betrachtete die Handvoll Möbel. Sie konnte nicht umhin als zu lächeln, denn die meisten davon waren sogar nicht ganz schlecht. Sie ließ ihre Tasche neben die Couch fallen und sagte "Ehm, wie war dein Tag?"